Nierenerkrankungen2

Was ist eine Nierenerkrankung?

Die Niere ist unser Ausscheidungsorgan für Stoffwechselprodukte und Wasser. Sie spielt zudem eine wichtige Rolle als Hormonproduzent.

Der Verlust der Nierenfunktion kann viele Ursachen haben: u. a. Gefäßerkrankungen der Nieren mit und ohne Bluthochdruck (vaskuläre Nephropathie), Diabetes mellitus, Nierenkörperchenentzündungen (Glomerulonephritden) und (andere) Autoimmunerkrankungen sowie Nierenbeckenentzündungen oder erblich bedingte Nierenerkrankungen, wie z. B. Zystennieren. Auch bei einer ausgeprägten Verminderung der Herzleistung (Herzinsuffizienz) kann es zu einer eingeschränkten Nierenfunktion kommen.

Wie arbeitet die Niere?

Ausscheidung der täglichen Wassermenge

Beim gesunden Menschen liegt die Urinmenge bei etwa 1.500 bis 2.500 ml pro Tag. Dieses Wasser entstammt nicht nur der Flüssigkeit, die wir trinken (Getränke), sondern kommt auch aus den Nahrungsmitteln, die wir zu uns nehmen, sowie aus unserem Stoffwechsel. Auch bei fortgeschrittener Nierenerkrankung können die Nieren noch Wasser ausscheiden.

Ist das Organ allerdings im Endstadium einer Nierenschädigung, kann es das Zuviel an Wasser im Körper nicht mehr vollständig abtransportieren. Die Folge: das Gewicht des Patienten steigt an und das nicht ausgeschiedene Wasser sammelt sich in verschiedenen Körperpartien, etwa im Unter- und Oberschenkel und im Bauchraum. Dadurch kann der Blutdruck stark ansteigen und sich Wasser in der Lunge einlagern (Luftnot, Erstickungsangst). Spätestens zu diesem Zeitpunkt muss eine Dialysebehandlung erfolgen.

Ausscheidung von Stoffwechselprodukten

Die beim Stoffwechsel anfallenden sog. Stoffwechselendprodukte werden von der Niere in konzentrierter Form ausgeschieden. Sammeln sich diese Produkte im Körper an, wirken sie – wie von außen zugeführte Gifte – schädlich. Die Fähigkeit zur Ausscheidung dieser Stoffe lässt mit fortschreitender Nierenerkrankung stark nach. Die Folge ist ein Anstieg der schädigenden Stoffe im Blut. Diese sog.

„Nierenvergiftung” (Urämie) lässt sich anhand der erhöhten Konzentrationen von Kreatinin und Harnstoff im Blut messen. Ist die Nierenfunktion soweit eingeschränkt, dass die Abbaustoffe im Blut stark ansteigen, muss der Patient mit der Dialysebehandlung beginnen. Auch dann, wenn er noch Wasser ausscheidet. Denn es können keine nennenswerten Mengen an Stoffwechselendprodukten mehr aus dem Körper abtransportiert werden. Der Urin ist dann stark verdünnt (helle Farbe).

Bildung von Hormonen für Blutbildung und Calcium-Stoffwechsel

Schon in frühen Stadien der Nierenerkrankung büßt die Niere zunehmend ihre Fähigkeit als Hormonproduzent für Vitamin D und blutbildendes Hormon ein. Die Folgen sind Knochenstoffwechselstörungen und starke Blutarmut (Anämie). Maßstab der Anämie ist der Hämoglobin (Hb-) Gehalt im Blut: Dieser beträgt beim gesunden Menschen etwa 16 g/dl und kann bei Nierenpatienten bis unter 6 g/dl absinken.

Ausscheidung von Salzen

Unter normalen Ernährungsbedingungen nimmt der nierengesunde Mensch etwa 5 bis 10 g Kochsalz (Natriumchlorid), 2 bis 4 g Kaliumsalz und circa 1 g Phosphorsalz zu sich. Bei fortgeschrittener Nierenschwäche (Niereninsuffizienz) werden diese Salze (auch Elektrolyte genannt) nicht mehr vollständig ausgeschieden. Die Zunahme des Kochsalz (Natrium) Bestands im Körper führt zu Bluthochdruck und Wasseransammlungen, die Zunahme von Kalium zu einem Anstieg des Kaliumspiegels im Blut (Hyperkaliämie). Die Folge eines erhöhten Kaliumspiegels können gefährliche Herzrhythmusstörungen sein. Die dauerhafte Erhöhung des Phosphors im Blut führt zu Knochenstoffwechselstörungen, Juckreiz und Kalkablagerungen.

Welche Symptome gibt es bei einer Nierenerkrankung?

Zu Beginn einer chronischen Nierenerkrankung treten meist keine Symptome auf. Eine drohende Nierenschädigung ist im Anfangsstadium aber schon über Harn- und/oder Bluttests erkennbar. Erst im weiteren Verlauf zeigen sich u.a. Ermüdungserscheinungen oder Juckreiz.

Typische Symptome sind:

  • Probleme beim Wasserlassen: ungewöhnlich kleine oder große Urinmengen, Verfärbungen des Urins, schäumender oder blasiger Urin oder nächtlicher Harndrang.
  • Schwellungen an den Füßen, Knöcheln, Händen oder im Gesicht: Wasser, das von den Nieren nicht entfernt werden kann, lagert sich teilweise im Gewebe ein.
  • Rasche Ermüdungserscheinung oder Kreislaufschwäche: Diese Symptome können auftreten, wenn sich durch die beeinträchtigte Nierenfunktion Giftstoffe im Körper ansammeln oder zu wenig rote Blutkörperchen produziert werden (Anämie).
  • Kurzatmigkeit: Nierenerkrankungen werden häufig mit Asthma oder Herzversagen verwechselt, da sich Wasser in den Lungen ansammeln kann.
  • Geruch oder Geschmack von Ammoniak oder Metall im Mund: Durch Ablagerung von Stoffwechselprodukten kann es zu Mundgeruch, einem veränderten Geschmack im Mund oder einer Abneigung gegen eiweißreiche Lebensmittel wie z.B. Fleisch kommen.
  • Schmerzen im seitlichen Rückenbereich: Die Nieren befinden sich beidseitig der Wirbelsäule im Bereich des Rückens.
  • Juckreiz: Durch Ablagerung von Giftstoffen im Körper kann es vor allem an den Beinen zu Juckreiz kommen.
  • Appetitlosigkeit.
  • Übelkeit und Erbrechen.
  • Bei Menschen mit Diabetes: häufige Unterzuckerungen.

Falls Sie solche Symptome bei sich feststellen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt.

Dies ist besonders wichtig, wenn ein naher Angehöriger eine Nierenerkrankung hat oder Sie selbst von Diabetes und/oder Bluthochdruck – den beiden Hauptursachen von Nierenschädigungen – betroffen sind.

Feststellen lässt sich eine Nierenerkrankung durch verschiedene Labortests. Ein erhöhter Kreatinin- oder Harnstoffwert bzw. zu viel Eiweiß im Urin sind möglicherweise ein Hinweis auf eine Nierenerkrankung. Menschen mit Diabetes sollten ihren Urin mindestens einmal im Jahr auf Mikroalbumin (minimale Mengen von Albumin im Urin) untersuchen lassen.

Falls Sie bei sich Symptome einer Nierenerkrankung feststellen, sollten Sie sich zunächst zu einer medizinischen Grunduntersuchung bei Ihrem Hausarzt vorstellen. Er wird Sie gegebenenfalls an einen Facharzt überweisen, der auf die Behandlung von Nierenerkrankungen spezialisiert ist. Der Nierenfacharzt (Nephrologe) wird den Zustand Ihrer Nieren kontrollieren und Ihnen ggf. Medikamente verschreiben bzw. eine Änderung Ihrer Lebensweise empfehlen, um das Fortschreiten der Nierenerkrankung aufzuhalten.